Rund um den Waldspielplatz lernten die 41 Grundschulkinder der Klassen 2b und 2c der Waldschule Horressen das geheimnisvolle Leben der Hutpilze kennen. Zusammen mit ihren Klassenlehrerinnen Barbara Bruns, Sarah Lindlein, dem Lehramtsanwärter Christoph Zeh und der Praktikantin Sophie Jung, bewältigten sie vier Stationen, die Ute Klapthor vom NABU Montabaur und Umgebung vorbereitet hatte.
Fast alle Bäume pflegen mit einer von 600 Pilzarten eine enge Lebensgemeinschaft zum gegenseitigen Nutzen, die so genannte Mykorrhiza. Diese Symbiose ist das Erfolgsgeheimnis für unglaubliche Leistungen und sichert den Partnern selbst in schwierigen Situationen oder bei unwirklichen Umweltbedingungen das Überleben. Zu den Vorteilen zählt eine Verbesserung der Wasseraufnahme aus dem Boden. Die Baumwürzelchen werden von Pilzfäden ummantelt und manchmal durchwachsen, die oft ein mehrere Kilometer langes Geflecht im Boden bilden. Über den Wassertransport gelangen große Mengen an Mineralsalzen („Düngersalze“) in die Bäume, der Pilz erhält Kohlenhydrate, wie Zucker, die der Baum durch Fotosynthese aufgebaut hat.
Jeder Pilzkenner kennt gute Pilzfundstellen unter speziellen Bäumen. Wer Steinpilze sucht, findet diese häufig unter Eichen oder den Birkenröhrling unter Birken. Die Kinder entdeckten viele Baumpartner, sammelten Blätter, Früchte und Samen, schauten auch nach Pilzen und wurden fündig.
In der Lebensgemeinschaft des Waldes gibt es Tiere, die sich von Pilzen ernähren. Ute Klapthor hatte einige Exponate aus dem NABU Naturschutzzentrum „Alte Schule“ in Holler mitgebracht, die die Kinder sehr interessierten. Darunter wurden das Eichhörnchen und der Eichelhäher erkannt, die im Herbst auch Pilze verzehren. Mithilfe eines Bildes konnten die Kinder noch weitere Tiere benennen und sahen auch Wildschweine, Hirsche und Dachse, die ebenfalls zu Pilzliebhabern werden, wenn diese im Herbst auf dem Speisezettel zu finden sind.
Eine Forscherstation mit Lupen und Pinzetten regte die Kinder zum konzentrierten Betrachten kleiner Pilze an. Die Kinder hantierten nach kurzer Übung geschickt mit den Werkzeugen. Sie lernten dabei den Aufbau des Gesäten Tintlings kennen, der in manchen Gärten auf totem Laubholz wächst. Oft machen Zwillingsarten das genaue Bestimmen von Speisepilzen schwer. Pilzsachverständige mahnen das genaue Kennenlernen von Pilzen an, da es immer wieder durch Verwechslungen zu Vergiftungen kommt. Die genaue Beobachtung mit der Lupe schulte den Blick für die vielen Unterscheidungsmerkmale von Pilzarten.
Pilze sind wichtige Glieder bei Abbauprozessen, die der Rückgewinnung von Wertstoffen in der Natur dienen. So wird aus Totholz selbst der dicksten Stämme Humus mit einem hohen Mineralstoffgehalt, der Pflänzchen Lebensraum und Stoffe zum Wachstum bietet.
Die Zweitklässler sammelten fleißig kleine Ästchen aus verschiedenen Abbaustadien und sortierten diese um den Vorgang abzubilden. Dabei fanden sie Pilzfäden und Pilzgeflechte auf dem Holz und freuten sich über viele Pilzfunde. Besonders imponierend waren Parasolpilze, die mit ihrer stattlichen Größe gut zu entdecken waren. Auch sie gehören zu den Pilzen, die Totholz zersetzen.
Unterbrochen wurden die Naturerlebnisse durch Spielpausen, für die der Waldspielplatz ideale Anreize bot. Manche Kinder waren vom Entdeckergeist gepackt und suchten auch dabei noch mit Begeisterung nach Pilzen.
Die Naturerkundung am Waldspielplatz ist Teil einer Unterrichtsreihe zum Thema „Pilze“, in deren Verlauf die Grundschulkinder in der Waldschule auch Pilze züchten und eine Mahlzeit zubereiten werden.